Das Ein mal Eins der Menschenfreundlichkeit!

Das Ein mal Eins der Menschenfreundlichkeit!

Von Benno Siegrist


Menschenfreundlichkeit - Bist Du zu allen Menschen freundlich, die Du triffst? Würde man Dich als großherzig bezeichnen? Leider ist die Großherzigkeit aber nicht das selbe wie die Menschenfreundlichkeit.

Versuchen wir uns deshalb dem Verstehen der Menschenfreundlichkeit weiter zu nähern. Kommst Du anderen manchmal entgegen, obwohl Du das lieber nicht tun solltest? Das kommt dem schon sehr nahe, reicht aber noch nicht ganz, um Dich als Menschenfreund zu bezeichnen.

Bevor ich Dich mit der Beschreibung der Menschenfreundlichkeit noch weiter auf die Folter spanne, möchte ich dieses Geheimnis jetzt lüften. Ein Menschenfreund ist jemand, der sich nicht den Luxus erlauben kann eine klare Wahl zu treffen. Es ist ein ganz bestimmter Lebensstil. Dabei sagst Du zu allem und jedem JA, weil Du nicht in der Lage bist, NEIN zu sagen.

Und warum fällt Dir dieses NEIN so schwer oder ist gar unmöglich für Dich?

Nun, jeder Mensch möchte sich sicher, akzeptiert und geliebt fühlen. Das ist uns buchstäblich in die Wiege gelegt, denn der Mensch ist ein soziales Lebewesen. Wir bilden Gemeinschaften, und das ist seit Urzeiten schon immer so. Also haben wir uns genau so entwickelt, weil wir von anderen akzeptiert werden wollen.

Das ist auch grundsätzlich nicht schlimm, sondern kann für jede einzelne Person sogar sehr nützlich sein. Denn eine Gemeinschaft ist immer stärker und "überlebensfähiger" als eine Einzelperson. Und deshalb nutzt auch jeder einzelne Mensch die Kraft der Gruppe, damit es ihm gut geht.

Nun gibt es aber Menschen, die meinen den effektivsten Weg gefunden zu haben, um von der Gruppe akzeptiert zu werden. Und dieser Weg besteht darin, den Meinungen, Wünschen und Sehnsüchten anderer den Vorrang vor den eigenen zu geben.

Workshop Bleib Dir selbst treu

Sich mit Menschenfreundlichkeit nach den anderen zu richten fühlt sich am Anfang sehr gut an

Warum?

Nun, weil es funktioniert. Wir erleben nur recht wenige Konflikte mit unseren Mitmenschen, also muss das alles super sein, oder? Das Problem ist aber, dass sich zwar die Konflikte mit unserer Umgebung (= äußere Konflikte) deutlich verringern, aber die inneren Konflikte entsprechend zunehmen.

Zur Erinnerung: Innere Konflikte entstehen dann, wenn wir Dinge tun, die unseren individuellen Werten widersprechen. Also Dinge, die sich für Dich einfach nicht gut anfühlen. Deshalb hast Du innerlich ein schlechtes Gefühl und somit einen inneren Konflikt.

Behalten wir dann unsere Menschenfreundlichkeit zu lange bei, werden wir als jemand abgestempelt, der zu allem JA sagt.

Solltest Du dann eines Tages auf die Idee kommen, Deine Menschenfreundlichkeit zu reduzieren und somit Deine Grenzen neu zu ziehen, kann das sehr stressig werden. Warum? Weil Du Dich bei jedem NEIN schuldig fühlst und Dir Sorgen machst, mit diesem NEIN andere zu verärgern oder zu enttäuschen. Aber glaube mir, diese Sorge belastet Dich selbst deutlich mehr als Deine Mitmenschen. Denn den Menschen um Dich herum ist völlig klar, dass Du Dich manchmal zwischen Dir selbst und allem anderen entscheiden musst. Das tun die nämlich auch. Und deshalb solltest Du Dich zuallererst für Dich entscheiden, bevor Du zu viel Menschenfreundlichkeit ausstrahlst.

Menschenfreundlichkeit bedeutet also, sich selbst und seine Bedürfnisse zu verleugnen, um den Bedürfnissen anderer gerecht zu werden. Sicherlich bist Du ein netter Mensch, aber Du schadest Dir selbst, wenn Du Dich nur als selbstloser Diener von anderen siehst. Dadurch läufst Du immer Gefahr, gestresst, erschöpft und überarbeitet zu sein. Und das hat dann deutliche Auswirkungen auf Deine Gesundheit, sowohl mental als auch körperlich. Früher oder später hast Du deshalb keine Zeit und keine Energie mehr und stehst komplett am Anschlag Deiner Belastungsgrenze.

Workshop Führe ein Leben das Dir gehört

Du kannst anderen helfen ohne Dir selbst zu schaden

Anderen zu helfen kannst Du auch dann, wenn Du Deine bedingungslose Menschenfreundlichkeit zurückstellst und die folgenden Punkte beachtest.

1. Du stehst immer an erster Stelle

Deine Bedürfnisse sollten immer zuerst erfüllt werden. Wenn Du die Bedürfnisse der anderen höher einstufst, wirst Du nie genug Zeit oder Energie haben, Dich um Deine eigenen Bedürfnisse zu kümmern.

Es ist also völlig in Ordnung, Dich selbst zur höchsten Priorität zu machen. Wenn Dich jemand um etwas bittet, kannst Du freundlich erklären, dass Du zuerst einige Dinge für Dich selbst erledigen musst. Dabei geht es vor allem darum, Grenzen zu setzen und zu verdeutlichen, dass Du Dir selbst den Vorrang gibst.

Somit bist Du immer hilfsbereit, hast aber trotzdem genügend Energie für Deine eigenen Belange.

2. Plane Deine Ressourcen

Alles im Leben ist nicht unendlich vorhanden, sondern hat seine Grenzen. Denke deshalb auch an Deine Zeit und an Deine Finanzen*.

Ebenso wie Du beispielsweise einen Haushaltsplan erstellst, kannst Du auch einen Zeitplan für Dich selbst erstellen. Frage Dich dabei:

  • Wieviel Zeit brauche ich für mich selbst?
  • Wieviel Zeit brauche ich für Aufgaben, Besorgungen und Verantwortlichkeiten?
  • Was bleibt mir dann noch an Zeit übrig?

Wenn Dich dann jemand um Hilfe bittet, kannst Du Deinen Zeitplan zu Rate ziehen. Und somit weißt Du sofort, ob und wann Du helfen kannst.

Genauso wie mit der Zeit kannst Du auch mit Deiner Energie haushalten. Hast Du die nötige Energie, um eine bestimme Aufgabe zu bewältigen?

Wichtig ist dabei immer, Dich nicht zu überanstrengen, nur weil Du unbedingt helfen möchtest. Das nützt nämlich niemandem, und vor allem nicht Dir selbst.

Workshop Du hast die Wahl

3. Aufgeschobene Zustimmung

Fühle Dich niemals gezwungen, etwas oder jemandem sofort zuzustimmen. Eine sehr häufige Reaktion der Menschen ist es, sofort zuzustimmen, nur um später festzustellen, dass dies ein Fehler war.

Gib Dir deshalb genügend Zeit und Raum*. Gleiche die an Dich herangetragenen Dinge mit Deinem Zeitplan ab. Somit kannst Du in aller Ruhe überlegen, ob Du die gewünschte Unterstützung auch wirklich leisten kannst. Bedenke dabei auch, ob Du der entsprechenden Person in dem angefragten Maße überhaupt helfen willst.

4. Sag einfach mal NEIN

Manche sagen zwar, dass "Entschuldigung" das schwierigste Wort ist, aber das "NEIN" ist oftmals noch viel schwieriger. Zumindest ist das so, wenn es um Menschen geht, die anderen Personen gerne gefallen möchten.

Wenn Du es dann tatsächlich schaffst NEIN zu sagen, solltest Du nicht das Gefühl haben, Dich dafür rechtfertigen zu müssen. Du brauchst keine Erklärung oder Ausrede zu liefern. Lerne also NEIN zu sagen und somit dem Teufelskreis der bedingungslosen Menschenfreundlichkeit zu entkommen. Das NEIN verdeutlicht Deine Grenzen und schützt Dich vor Überforderung.

Zum Autor

Ausgebildet und geprägt durch intensive Jahrzehnte der Berufs- und Lebenserfahrung, kennt Benno Siegrist die verschiedensten Muster und Aspekte der menschlichen Persönlichkeit. In diversen Artikeln, Workshops und Kursen gibt er seine immens hilfreichen Kenntnisse und Erfahrungen an ein breites Publikum weiter. Über uns...

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