Die Anatomie eines Lächelns

Die Anatomie eines Lächelns

Von Benno Siegrist


Lächeln - Wir bewegen die Lippen, zeigen vielleicht unsere Zähne und verstärken es durch einen Lippenstift oder einen möglicherweise vorhandenen Bart. Das ist die „Anatomie eines Lächelns“.

Eigentlich wissen wir, wie das mit dem Lächeln funktioniert. Was bringt uns aber zum Lächeln und was passiert, wenn wir lächeln? Das ist eine sehr interessante Frage, der wir in diesem Artikel näher beleuchten wollen.

Was bringt Dich zum lächeln?

Natürlich kannst Du immer lächeln, wenn Du möchtest. Du lächelst, wenn jemand ein Foto von Dir macht, oder wenn Du höflich wirken möchtest, und natürlich auch, wenn jemand einen Witz erzählt, der nicht wirklich witzig war. Aber manchmal lächelst Du, ohne es zu wollen. Du tust es wegen etwas, das jemand getan oder gesagt hat. Oder Du tust es wegen etwas, an das Du gedacht oder an das Du Dich erinnert hast.

Warum passiert das?

Die meisten Dinge in Deinem Körper erfüllen mehrere Funktionen. Üblicherweise übt ein Körperteil eine bestimmte Funktion aus, die wir von ihm erwarten. Doch gibt es auch Funktionen, die wir genau von diesem Körperteil nicht erwarten würden. Genau das passiert, wenn wir lächeln.

Unser Gehirn* verarbeitet und interpretiert die Situationen, in denen wir uns aktuell befinden. Es ist aber auch für die Kontrolle unserer Handlungen verantwortlich, die sowohl durch bewusste als auch durch unbewusste Signale ausgelöst werden können.

Während also unser Gehirn die aktuellen bewussten Gedanken und Gefühle verarbeitet, kann es auch Signale versenden, die zu unbewussten Handlungen führen. Und solche Signale kommen dann bei der Muskulatur Deines Mundes an und Du beginnst auf ganz natürliche Weise zu lächeln. Der Grund sind dann Deine aktuell positiven Gefühle oder auch unterbewusste Gedanken.

Du kannst aber auch auf Kommando lächeln. Dies wird Dir dann ermöglicht, wenn Du mit den zuständigen Bereichen Deines Gehirns die dazu passende Entscheidung getroffen hast. Jetzt hast Du Dich nämlich bewusst entschieden zu lächeln. Also sendet Dein Gehirn ein Signal an die Muskulatur Deines Mundes, um ein Lächeln hervorzuzaubern. Das entspricht dem gleichen Prozess, wie wenn Du mit den Augen zwinkerst oder den Arm hebst.

OK, das war nun die eher langweilige Erklärung, wie Dein Lächeln entsteht. Und deshalb stellen wir uns jetzt die wirklich interessante und spannende Frage...

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Was passiert mit Dir, wenn Du lächelst?

Wenn wir an die Funktion unserer Muskeln denken, dann denken wir zuerst an die elektrischen Signale, die sie über das Nervensystem* empfangen. Somit werden sie dazu angeregt mit ihrer Arbeit zu beginnen. Woran wir aber seltener denken, ist die Tatsache, dass Muskeln auch ihre eigenen elektrischen Signale an das Gehirn zurücksenden.

Im Fall Deiner Arme oder Beine ist dies sehr einfach zu verstehen. Solltest Du zum Beispiel eine zu große Last tragen oder Deine Muskulatur in die falsche Richtung beugen, wird dies durch die von Deiner Muskulatur gesendeten Signale im Gehirn sofort erkannt. Dein Gehirn leitet dann die notwendigen Maßnahmen ein, damit Du damit aufhörst, bevor Du Dich ernsthaft verletzt.

Ebenso wie die Kommunikation über elektrische Signale, kann unser Gehirn aber auch sogenannte Neurotransmitter*, also chemische Reaktionen, auslösen. Dazu ist es in der Lage, weil es, wie die meisten Dinge in unserem Körper, mehr als eine Sache bewirken kann. Einer dieser chemischen Cocktails sind die sogenannten Endorphine. Die Hauptaufgabe von Endorphinen besteht darin, Deine Muskeln zu stimulieren, damit sie noch leistungsfähiger arbeiten. Sie werden auch als Glückshormon bezeichnet und sind deshalb immer dann im Einsatz, wenn Du Dich glücklich fühlst und es Dir gut geht. Und dementsprechend geht es auch Deiner Muskulatur gut, wenn sie von den Endorphinen besucht werden.

Zum Beispiel werden bei Aktivitäten wie Joggen oder Rad fahren eine ganze Menge Endorphine ausgeschüttet, sofern man dieses Training nicht übertreibt. Aber, und jetzt kommen wir zur wichtigsten Information, auch beim Lächeln können überraschend viele Endorphine ausgeschüttet werden. Das ist sehr praktisch, weil das Lächeln deutlich weniger Energie und Zeit kostet als jede Trainingseinheit. Außerdem kannst Du lächeln, wo immer Du Dich gerade befindest. Du musst dafür keine Joggingschuhe anziehen oder Dir ein Fahrrad kaufen.

Das heißt also, wenn Du glücklich bist, beginnst Du zu lächeln. Und Dein Gehirn schenkt Dir obendrein auch noch eine große Portion an Endorphinen, damit Du Dich noch glücklicher fühlst.

Aber jetzt kommt der Clou: Wenn Du traurig und unglücklich bist, dann musst Du beginnen bewusst zu lächeln. Lächelst Du dann für eine halbe Minute oder vielleicht sogar für eine Ganze, dann schickt Deine Muskulatur ein elektrisches Signal an Dein Gehirn, mit der Bedeutung: Hey, es geht uns gut. Und Dein Gehirn antwortet mit einer kostenlosen Portion an Endorphinen für den ganzen Körper. Das ist doch genial, oder?

Also merke: Mit einem absichtlichen Lächeln für mindestens 30 Sekunden, vertreibst Du jeden Kummer!

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Wann solltest Du nicht lächeln?

Wir haben besprochen, Lächeln ist etwas, das Du bewusst tun kannst. Wenn Du Dir damit Deine Sorgen vertreiben willst, dann solltest Du für Dich privat und möglichst unbeobachtet lächeln. Denn ein scheinbar grundlos lächelnder Mensch kann auch etwas geistesabwesend wirken. Nicht, dass Du in einer solchen Situation auch noch falsch verstanden wirst.

Manchmal lächeln wir auch, weil wir zu verbergen versuchen, was wir tatsächlich fühlen. Es ist aber selten eine gute Idee seine Gefühle zu verbergen. Das gilt insbesondere für solche, mit denen wir nur schwer umgehen können, wie Wut oder Traurigkeit.

Mitunter scheint es einfacher zu sein, diese Gefühle zu verbergen, statt sich mit ihnen auseinanderzusetzen oder andere Menschen darauf aufmerksam zu machen. Wenn Du Dich jedoch bei solchen Dingen ehrlich öffnest, kannst Du und Deine Mitmenschen eine Umgebung schaffen, die Dein emotionales Wachstum und Deine Sicherheit fördern.

Bist Du also über etwas verärgert, so solltest Du ehrlich sein, damit Deine Mitmenschen Deine Bedürfnisse respektieren und versuchen können, das Problem gemeinsam aus der Welt zu schaffen. Werden dann Deine emotionalen Bedürfnisse erfüllt, respektiert und gepflegt, so bist Du selbst nicht nur glücklich, sondern auch ein angenehmer Zeitgenosse für andere Menschen.

Natürlich kann es unangenehm sein, seinen eigenen emotionalen Zustand offen zu kommunizieren. Denke aber daran, Klarheit zu schaffen ist immer für alle von großem Vorteil. Ebenso kann es schwierig sein, einen emotionalen Raum zu schaffen, in dem sich alle wohl fühlen. Trotzdem ist dies eine Investition in die Gesundheit und das Wohlbefinden aller, die sich im täglichem Miteinander immer auszahlt.

Verarbeite also die leichteren Ärgernisse durch ein heimliches Lächeln im privaten Umfeld. Und schaffe die schweren Gefühle gemeinsam mit allen Beteiligten aus der Welt.

Ich wünsche Dir ein allzeit fröhliches Lächeln in Deinem Gesicht.

Zum Autor

Ausgebildet und geprägt durch intensive Jahrzehnte der Berufs- und Lebenserfahrung, kennt Benno Siegrist die verschiedensten Muster und Aspekte der menschlichen Persönlichkeit. In diversen Artikeln, Workshops und Kursen gibt er seine immens hilfreichen Kenntnisse und Erfahrungen an ein breites Publikum weiter. Über uns...

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